"Ich versuche immer neue Sounds auszuprobieren" - Producer Deats im Interview
Im Rahmen der Veröffentlichung des Songs “familiy ties” von Baby Keem und Kendrick Lamar hat uns Deats ein Interview gegeben. Er war maßgeblich an der Produktion von “family ties” beteiligt und gehört zu den aufstrebenden Producern in Deutschland. Neben Baby Keem und Kendrick Lamar produzierte Deats bereits für u.a. Drake, Swae Lee, Trippie Redd, Logic, Apache 207, Summer Cem und Luciano.
Für dich ist das nicht das erste Mal, dass du mit so großen Artists zusammenarbeitest. Wie fühlt sich das für dich an, mit solchen US-Größen zusammenarbeiten zu können?
Deats: Das ist natürlich unfassbar. Das war schon immer mein Traum als ich angefangen habe Musik zu machen. Ich habe damals meistens amerikanische Musik gehört. Viele Artists mit denen ich mittlerweile produziert habe, waren ein Teil meiner musikalischen Anfänge. Ich habe immer die Musik von denen gehört. Sei es Drake, der mich mit am meisten beeinflusst hat oder auch Kendrick Lamar. Aber es gibt noch viele andere Artists, für die ich gerne produzieren möchte. Es fühlt sich krass an, mit solchen Größen gearbeitet zu haben.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit den Artists vorstellen?
Deats: Das ist immer unterschiedlich, aber in den meisten Fällen schicke ich eine Idee, ein Sample oder einen Beat zu einem größeren Produzenten, der einen guten Kontakt zu den Artists hat. Der arbeitet dann an meiner Idee, macht quasi den Feinschliff oder macht die Drums auf mein Sample. Das ist immer anders. Er schickt es dann anschließend dem Artist. Es gibt aber auch noch andere Wege. Zum Beispiel kann man eigene Sachen über A&R’s schicken.
Was unterscheidet die Arbeit mit deutschen Artists von der Arbeit mit US-Artists?
Deats: Viele Artists in Deutschland trauen sich meist nicht experimentell zu sein. Ich habe das Gefühl, wenn ich Ideen nach Amerika schicke, dann kann ich mich experimenteller ausleben und verrücktere Sachen schicken. Dieses Gefühl habe ich in Deutschland meist nicht ganz so. Allerdings würde ich mir das wünschen. Aber es gibt auch in Deutschland einige verschiedene Artists, die viele Sachen ausprobieren und sich auf Experimente einlassen. Im Großen und Ganzen kann man aber sagen, dass man vor allem mit US-Artists neue Sachen ausprobieren kann. Das ist vielleicht sogar der Schlüssel zum Erfolg: Seinen eigenen neuen Style in Amerika zu platzieren und dort zu etablieren. Das ist in Amerika der Key dafür, auf Dauer erfolgreich zu sein. Sich immer wieder neu zu erfinden. Dieses Gefühl habe ich in Deutschland meistens nicht so ganz.
Wolltest du schon immer etwas mit Musik machen / Musik produzieren oder wie hat sich das bei dir entwickelt?
Deats: Ich wollte schon immer etwas mit Musik machen. Früher habe ich Gitarre gespielt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass ich jemals Hip Hop Musik produzieren würde. Ich habe einfach angefangen Musik zu machen, weil es mir Spaß gemacht hat. Es war meine Leidenschaft seitdem ich klein bin. Irgendwann hatte ich Zugriff auf Programme wie FL Studio. Dadurch habe ich dann auch Musik komponiert und produziert. Aber am Anfang habe ich mir noch nicht gedacht, dass ich in die Produktion gehen oder Beats machen möchte. Alles hat angefangen mit Gitarre spielen, einfach weil ich Bock drauf hatte.
Hast du ein Vorbild in der Szene oder jemanden, der deine Arbeit maßgeblich geprägt hat?
Deats: Im deutschen Bereich hat damals Miksu viele meiner Sachen geprägt. Für den amerikanischen Bereich natürlich Leute wie OZ, Boi-1da und auch 40, der gemeinsam mit Boi-1da viele Sachen für Drake gemacht hat, die ich sehr gefeiert habe. Solche Produzenten haben mich immer sehr geprägt. Auch Produzenten wie Kanye West, der immer sehr experimentell war mit seinen Samples und wie er die Beats gemacht hat. Das hat mich wirklich sehr geprägt.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich als Producer aus?
Deats: Das kann ich gar nicht so sagen. Manchmal bin ich von morgens an sehr inspiriert und kann mich direkt ransetzen, viele Sachen machen und direkt meine Ideen umsetzen. Manchmal brauche ich über den Tag noch ein bisschen und kann erst Abends richtig produzieren. Das ist also immer anders bei mir. Das ist Tagesform-abhängig. Das ist wie gute und schlechte Laune haben. Es ist immer anders. Ob ich mich jetzt morgens oder abends ransetze, oder vielleicht auch sogar erst nachts die Ideen kommen. Das ist immer anders.
Was sind deine Ziele für die Zukunft? Was erwartet uns in kommender Zeit?
Deats: Meine Ziele sind natürlich weiterhin viele Sachen zu platzieren, für große Artists zu produzieren und einen künstlerischen Mehrwert zu bieten. Es geht mir aber nicht nur ums Platzieren. Ich habe bei den größten Artists platziert, die ich mir nur hätte erträumen können. Mir geht es aber vor allen Dingen darum, einen Platz in der Musikwelt zu haben. Gesehen zu werden und mein Talent unter Beweis zu stellen, damit will ich andere inspirieren. Oder zu sehen, wo meine Musik landet. Menschen hören meine Musik in den unterschiedlichsten Situationen, sei es auf einer Party oder auf dem Heimweg von der Schule. Das ist so crazy und bedeutet mir wirklich viel. Was in kommender Zeit passiert weiß ich nicht zu 100%. Da sind natürlich noch ein paar Songs offen, die kommen sollen. Ich möchte in Zukunft irgendwann mal für einen Grammy nominiert werden und ich möchte gerne mal eine Top 10 Billboard Single produzieren. Mal gucken, ich bin aller guten Dinge.
AC-Community-Fragen
Wir haben euch gefragt, was ihr unbedingt von Deats wissen wollt...
Was für Tipps kannst du angehenden Producern geben, die gerade frisch in der Branche sind? Was hätte dir damals geholfen?
Deats: Niemals aufhören. Niemals aufgeben. Niemals das Handtuch werfen. Auch wenn man an sich zweifelt in vielen Momenten … das habe ich auch getan. Egal wie lang dieser Weg wirkt und egal wie hart dieser Weg ist. Gebt niemals auf. Macht weiter. Versucht euch jeden Tag irgendwie mit der Musik weiterzuentwickeln. Versucht immer dranzubleiben, ich glaube das ist einfach der Key, diese Geduld zu haben und weiter durchzuziehen.
Wie bist du an deine ersten großen Aufträge von namhaften Artists herangekommen?
Deats: In Deutschland hatte ich meine ersten großen Aufträge dadurch, dass ich mit Miksu & Macloud zusammengearbeitet habe. Wir haben sehr gut harmoniert. Wir sind ein super Team. Mit den Beiden hatte ich meine ersten Anfänge in Deutschland. In Amerika hatte ich mit vielen amerikanischen Produzenten connected. Ich glaube mein erstes großes amerikanisches Placement war das Logic Placement. Von da an habe ich weiter connected mit anderen Produzenten. Von Placement zu Placement hatte man die Möglichkeit mehr und besser zu connecten, da man sich einen gewissen Namen gemacht hatte. Dadurch kam ich quasi an immer neue Aufträge.
Wie kann ich meine Beats und Produktionen vermarkten und auf mich aufmerksam machen?
Deats: Heutzutage ist das ein bisschen schwer, da der ganze Markt ein wenig übersättigt ist. Als ich angefangen habe zu connecten war das noch nicht ganz so, dass man jeden angeschrieben hat. Das ist leider heute der Fall. Aber ich weiß es selber gar nicht so richtig. Man muss auf jeden Fall kreativ sein, man muss sich von der Masse abheben, man muss irgendwas machen, was anders ist und was sich von den anderen unterscheidet. Ich glaube das ist ganz wichtig. Individuell zu sein und seine eigene Art und Weise an den Tag zu legen.
Hast du Tipps, um internationale Connections aufzubauen?
Deats: Heute ist das leider ein bisschen schwierig, weil gerade internationale Produzenten mittlerweile so viele Nachrichten bekommen von Leuten, die z.B. Samples machen, die dann fragen, ob sie ihre Samples schicken können. Also die haben wirklich ein komplett volles Postfach. Das ist natürlich schwer sich da irgendwie durchzusetzen. Da würde ich auch sagen, muss man irgendwelche kreativen Wege finden. Es ist auf jeden Fall schwierig. Man muss sich am Anfang einen Namen machen. Dadurch kann man vielleicht an manche Leute kommen, die mit diesen Leuten auch zu tun haben. So kann man quasi über Umwege connecten. Man muss da auf jeden Fall kreativ sein, man muss individuell versuchen zu connecten. Es ist aber nicht so einfach.
Mit welchen Tools und Programmen arbeitest du? Welches Plugins sind deine Essentials?
Deats: Ich arbeite mit FL Studio. Ich habe gar nicht so Essential Plugins. Ich versuche immer neue Sounds auszuprobieren. Ich gucke jeden Tag nach neuen Plugins und nach neuen Kontakt Banks, nach neuen Omnisphere Banks. Ich gucke immer nach neuen Sachen. Bei mir ändert sich das wirklich jeden Tag. Ich setze mich gar nicht drauf fest. Ich würde niemals sagen, dass ich jetzt einen Monat lang Omnisphere benutzt habe. Das ist überhaupt nicht bei mir so. Ich muss es jeden Tag irgendwie ändern, ich muss jeden Tag etwas neues haben. Deswegen kann ich gar nicht so richtig sagen, welche Plugins meine Essentials sind.
Was inspiriert dich? Und wie gehst du vor, wenn du ein Blockade hast und dich scheinbar nichts inspiriert?
Deats: Mich inspiriert natürlich die Musik, die ich feier. Sei es von Produzenten, die ich feier oder auch Artists an sich. Ich höre mir viel Musik an, aber manchmal braucht man auch, in Bezug auf eine Blockade, einen gewissen Abstand zur Musik. Wenn ich eine Blockade habe und mich nichts inspiriert, dann muss man auch manchmal einfach eine Pause machen. Man kann nicht jeden Tag 100% kreativ sein und etwas kreieren. Das ist sehr sehr schwierig. Deswegen auch vielleicht einfach mal Pause machen, den Kopf frei kriegen, mit etwas anderem beschäftigen. Vielleicht Filme gucken, Doku’s gucken oder Serien gucken. Vielleicht aber auch mal rausgehen, Sport machen oder so. Ich glaube das kriegt den Kopf ein bisschen frei und das hilft. Aber das Schlimmste was man machen kann, ist sich zu verkopfen und dann trotzdem weiterzuarbeiten.
Vielen Dank Deats für das Interview!